Bibliothek/Library
Li Silberberg, »Bibliothek/Library« 2021/2022 in der Philologischen Bibliothek der FU (Detailaufnahme); Foto Semjon
Li Silberberg, »Bibliothek/Library« 2021/2022 in der Philologischen Bibliothek der FU (Detailaufnahme); Foto Semjon
Die Installationsskulptur »Bibliothek/Library« von Li Silberberg in der Philologischen Bibliothek der Freien Universität Berlin
Die Vorstellung des Kunstwerkes fand am 15. Juni 2022, 18 Uhr vor Ort statt
Begrüßung: Frau Monika Schade, M.A. M.A. LIS, kommissarische Leiterin der Philologischen Bibliothek und Campusbibliothek
Einführung zum Kunstwerk: Dr. Klaus Ulrich Werner, Bibliotheksdirektor a.D.
Lesung von Li Silberberg
(Galerietext 2022) Die Künstlerin arbeitet nun inzwischen seit 23 Jahren tagtäglich an einer Reihe von Künstlerbüchern, die ihre persönliche Bibliothek geworden
sind. Es gibt zwei Typen davon: das Buch als Ideensammlung, als Konvolut der täglich festgehaltenen Gedanken, als Ansammlung von Sätzen, die im Zeilenblock geschrieben, die datierten Tage auch visuell unterscheiden.
Diese täglichen Einträge sind die Nachbereitung von dem Eigentlichen, gehören aber unabdingbar zu dem ‚Großen‘, dem stolzen Werk ihrer Bibliothek, die inzwischen 186 Bände umfasst. Die konkret beschriebenen und bezeichneten Bücher zählen im gleichen Zeitraum inzwischen 41 Exemplare. In der Installationsskulptur sind insgesamt 181 Bände beherbergt. Das Festhalten der Gedanken und Gefühle, das Einweben von Gedankenzeichnungen dazwischen lässt sich als Akt der geistigen Nachbereitung verstehen, der die erste schöpferische Ebene reflektiert: Das mehr intuitive Einschreiben und Einreiben der Gedanken – und des Ist-Zustandes – mit den bloßen Händen, mal in ihrer reinsten Nacktheit, also in der Unmittelbarkeit von Fingerhaut und dem ungestrichenen naß gemachten Buchpapier. Li Silberberg streicht mit bloßen Händen die beiden Seiten des aufgeschlagenen Buches in kreisender oder jüngst auch in horizontaler Ausrichtung. Dutzendfach, hundertfach, tausendfach. Das Einschreiben ihres JetztZustandes und die Erinnerung an Vergangenes erfolgt mit geschlossenen Augen, und sie sitzt dabei im Schneidersitz auf einem Jogakissen. Die Künstlerin betrachtet diesen langanhaltenden Schöpfungsakt als ihre tägliche Meditation, versenkt sich in sich selbst und hat stets den (Haut-)Kontakt zum Buch, dem aufzuladenden Träger ihres Wissens und ihrer Erfahrung. Ihr Schaffenszentrum hat auch den Charakter eines kleinen Meditationsraumes.
Eine erste Inszenierung erfuhren ihre Künstlerbücher 2020 im Straßen-Salon von Semjon Contemporary als raumgreifende Installation »Bibliothek« während der Ausstellung »Geschnitten und Gerieben« (3d visit)
Dieses Videogespräch wurde während ihrer temporären Installation »Bibliothek/Library« im (ehemaligen) Straßen-Salon bei Semjon Contemporary im März 2020 geführt. Die Installation war Teil der Ausstellung »Geschnitten & Gerieben | Cut & Grated …« mit Werken von Renate Hampke, Susanne Pomrehn, Stefan Thiel und Ursula Sax. Zu dieser Zeit wurde die Idee geboren, eine gläserne Architektur zu bauen, um diesem komplexen Kunstwerk vielleicht eines Tages ein permanentes Zuhause in einer öffentlichen Bibliothek zu geben. Corona hat das ganze Unterfangen deutlich nach hinten geschoben.
Teaser für die Crowdfunding-Kampagne 2021 für die Finanzierung des Glaskörpers der Installationsskulptur »Bibliothek/Library«. Die Crowdfunding-Kampagne konnte erfolgreich beendet werden.