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Royden  Watson – Realität und Abbild

Royden Watson beschäftigt sich in seinen Kunstwerken mit der amerikanischen Alltagsrealität, die sich in u.a. – wie in jeder hochentwickelten Gesellschaft – in der Standardisierung von (Industrie-) Produkten ausdrückt. Die aus Colorado-Marmor geschlagene Milchgallone, die dickwandigen Aluminiumabgüsse von Getränkendosen, die auf Leinwand mit Öl nachgemalten Bauholzlatten in Originalgröße oder auf einem Stück weißen Tuch nachgezeichneten Muster eines bedruckten bunten Stoffes geben dem genormten Industriestück eine Individualität, das es in der Realität nicht besitzt.

Die Vierkanthölzer im amerikanischen Normmaß 4 x 2 feet in der Wohnzimmerecke aufgestellt, kommen erst einmal als fehlplatziert daher, bis man das Wesen dieser Leinwandwerke begreift, die angereichert sein können durch Frottee und andere (bedruckte) Stoffe als Malgrund. Ersteres bewirkt gar, dass die Struktur des Materials die schründige Holzoberfläche scheinbar realistisch darstellt, wenn beim Hobeldurchlauf in der Maschine die Hölzer durch Widerstände anfangen zu ‚stottern‘ und eine rillenförmige Oberfläche entstehen lässt. Das #billige‘ Produkte Vierkantholz wird zu einer Pretiose.
Seine Malereien auf dem quadratisch zugeschnittenen amerikanischem plywood rekreiert die mit Astringen durchsetzte Oberfläche des billigen Baumaterials als Trompe l’oeil-Malerei in Öl, wird zum Bild auch durch sein Maß (71 x 71 cm), bereichert wird es jedoch durch weitere visuelle Repräsentationen von scheinbar darübergeklebten Baunetzen und Klebebandresten, die allerdings bildimmanent, also kompositorisch angelegt sind. Eine Vielfalt an Tafelbildern entsteht dadurch.

Nicht dem Duchamp’schen Trick durch den Kontexttransfer gilt sein Interesse, sondern das Erforschen und Nacherfinden und handwerkliche Nachformen der genormten Welt in einem produktfremden Material: man könnte diesen Akt der Aneignung als das haptische und körperliche Begreifenwollen der uns umgebenden Realität verstehen. Die Grenze meiner Sprache ist die Grenze meiner Welt, könnte man als Richtschnur begreifen, die es ständig zu erweitern gilt.

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