Geometrisches Ballett
2019, Uraufführung im Radialsystem, Trailer von Ede Müller/Karin Mc Hugh im Auftrag von Ursula Sax und Semjon Contemporary; Produktion von tristan Production | Management | Event UG (Inhaber Isolde Matkey) in Koproduktion mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste. Initiiert durch Semjon H. N. Semjon, Semjon Contemporary; Choreographie: Katja Erfurth; Komposition und Live-Musik: Sascha Mock; Gesang & Performance: Annette Jahns (✝︎); Performance: Katja Erfurth, Helena Fernanden, Jule Heft, Erik Brunner und Liang Zhu; Lichtdesign: Ted Meier
Das »Geometrische Ballett (Hommage à Oskar Schlemmer)« von Ursula Sax
Seine Wiederauferstehung
Das „Geometrische Ballett (Hommage à Oskar Schlemmer)“ verbindet verschiedene Bereiche der Künste: Zu allererst ist es ein Werk der Bildhauerin Ursula Sax, die 1935 in Backnang (Baden-Württemberg) geboren wurde, und nach Bildhauerstudien seit 1955 freischaffende Künstlerin ist.
Ursula Sax hat alle bildhauerischen Materialien durchgearbeitet und neue, damals wesensfremde hinzugewonnen: Vom Stein über Bronze zu Holz und Strick – und von Textil bis zu Papier. Von der hermetisch geschlossenen Kernskulptur sich früh entfernend, öffnet sich die Skulptur der Sax sukzessive über die Jahre in den Raum und setzt sie in kühnen Formen – und bald auch tänzerisch – in Bewegung. So könnte man neben zahlreichen anderen Skulpturen ihre berühmteste Skulptur, die Königin der Berliner Außenskulpturen, den gelben, sich haushoch in den Himmel windenden „Looping“ von 1992 (Entwurf 1987) an der Avus als Beispiel anführen. Doch schon zuvor eroberte Ursula Sax in Performances den öffentlichen Raum, bei denen sie skulpturale Formen nutzte.
Eine der Krönungen dieser Entwicklung ist das „Geometrische Ballett“, das in erster Linie skulptural gedacht ist und die choreografierte Bewegung der Skulptur, den Tanz in den Raum, auf die Bühne bringt, den Menschen als Maß aller Dinge begreift und ihn zum kreativen Nutzen der „Tanzskulpturen“ einlädt.
Die erste und bisher einzige Aufführung des „Geometrischen Balletts“ erfolgte 1992 auf einer Nebenbühne des Staatstheaters Braunschweig, als die Künstlerin vor Ort an der Kunsthochschule lehrte.
Als der Galerist von Ursula Sax ergriff ich die Initiative, das einmalige Tanzstück wieder zu neuem Leben zu erwecken. Dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne konnten die Originale für eine neue Inszenierung kopiert werden, so dass die historischen Tanzskulpturen für die Zukunft als Kulturgut bewahrt werden können.
Dass im Jahr des großen Bauhaus-Jubiläums das „Geometrische Ballett“ seine eigene Wiederauferstehung feiert, ist eine Fügung und ein willkommener Umstand. Nicht umsonst ehrte Ursula Sax 1992 in dem Titel des Bühnenstückes mit Oskar Schlemmer einen der großen Bauhauskünstler. Das „Geometrische Ballett“ der Sax ist in seiner Formensprache autonom und universell, in sich selbst schon klassisch, aber auch offen für das Jetzt und deshalb prädestiniert, zu jeder Zeit auf den großen Bühnen der Welt aufgeführt zu werden.
2018, Vision einer Neuinszenierung, Video von Harald Schluttig