Marc von der Hocht; Wandzeichnung mit dem Malereien «Girder« und »Stretch«; Foto: Marc von der Hocht
Marc von der Hocht; Blick 2013 in die Ausstellung »Corpus Delicti« mit Malereien, Gitterkonstruktion und Tape-Zeichnung an der Wand; Foto: Semjon
Marc von der Hocht; Blick 2013 in die Ausstellung »Corpus Delicti« mit Malereien, Gitterkonstruktion und Tape-Zeichnung an der Wand; Foto: Semjon
Marc von der Hocht; Blick 2013 in die Ausstellung mit »Stets II«, integriert in dem Gitterwerk; Foto: Marc von der Hocht
Installationsansicht von »Corpus Delicti« mit Collagen und »Draft Device« (kinetisches Objekt); Foto: Marc von der Hocht
Marc von der Hocht – Corpus Delicti
12.9 – 18.10.2014
In der nunmehr zweiten Einzelausstellung von Marc von der Hocht (geb. 1980), der jüngst sein Meisterschülerstudium bei Prof. Robert Lucander an der Universität der Künste abgeschlossen hat, wird der Künstler uns seine vier Werkgruppen, auf die er sich zur Zeit in seinem Schaffensprozess konzentriert, zusammen bringen und ein temporäres Gesamtkunstwerk vorführen: Die Malerei, die Collage, die (Maschinen-) Skulptur/ das kinetische Objekt und die Installation.
Allen voran ist die Malerei zu nennen, die von der Hocht in den letzten Jahren zu einer Reife und künstlerisch autonomen Vollendung geführt hat, die im Diskurs der aktuellen abstrakten Malerei eine eigene und ästhetisch wertvolle Position gefunden hat. Die Differenziertheit seiner malerischen Sprache ist ohne seine Erfahrung mit dem Medium der Collage nicht zu denken, gründet auf sie. Das Verschränken von verschiedensten Bildmotiven aus (Architektur- und Design-) Zeitschriften, die Überführung in eine neue Bildwelt – abstrakten und technoiden, man könnte sagen, digitalen Landschaften gleich – hat zur einer Radikalisierung in seiner Malerei geführt, in der die piktogrammartigen miteinander verschränkten Bildwelten der Collagen nunmehr in der Malerei in tektonische, voneinander durch unterschiedliche Farbräume getrennte und durch Korridorräume und Korrespondenzfarben doch zusammengefügte Bildwelten transferiert werden. Die Perfektion der mit dem Pinsel delikat gemalten ‚Farbtransformationsräume’ werden konterkariert durch kleine eingebaute Fehler, wie sie zahlreich, jedoch bewusst gesetzt und höchst subtil, ein leises Korrespondenzsystem innerhalb der Leinwand bildet und die Gesamtkomposition von großen und kleinen Farbflächen gezielt umspielt und ihre Wirkung zwischen Fragilität und Stabilität verstärkt.
Die Maschinenskulptur führt das Moment der Collage in die dritte Dimension fort und bekräftigt mit seinem Charakter der Sinnentleerung (eine Maschine, die keinen Nutzen ausführt als nur sich selbst darzustellen) ein weiteres charakteristisches Moment der Collage: Aus der Sinnentleerung durch Kontextverschiebung (das Herauslösen von bildhaften Fragmenten aus einem codierten Zusammenhang) wird eine neue semantische Aufladung möglich. Die Maschine, oder auch die Collage hat eine neue Bestimmung erfahren: Sich selbst zu sein und sich selbst zu genügen. Dass hierbei von der Hocht beim Herstellen der Collagen und konsekutiv in seiner Malerei, Maschinenskulptur und Installation eine eigene ästhetische und stringente Sprache entwickelt hat, ist unübersehbar. Faszinierend in der Corpus Delicti-Ausstellung ist, dass der Künstler hier alle vier Gattungen aufeinander bezieht, souverän miteinander ‚verwebt‘ und ein zumindest temporäres Gesamtkunstwerk schafft. Er öffnet somit einen weiteren Bild- und Denkraum.
Semjon H. N. Semjon
September 2014