Marc von der Hocht – Abol Tabol
26.4. – 1.6.2013
Zur Ausstellung erscheint ein kleiner Katalog mit einem Essay von Mark Gisbourne. Ebenso wird eine Galerie-Edition aufgelegt.
Die Ausstellung von Marc von der Hocht mit dem geheimnisvollen Titel Abol Tabol vereint drei künstlerische Gattungen mit atelierfrischen Werken, die den Künstler zur Zeit parallel beschäftigen.
Die Ausstellung erhält durch das installierte kinetische Objekt, man könnte es auch eine Maschinenskulptur nennen, einen Werkstattcharakter. Der Gedanke an eine Wunderkammer liegt auch nicht fern: Das raumdominierende kinetische Objekt genügt sich selbst und arbeitet sich ab in der endlos sich wiederholenden Bewegung des Seilzuges. Eine formvollendete ‚schöne’ Maschine, die sinnlos eine Tätigkeit verrichtet und uns zum Staunen bringt. Die historischen Wunderkammern haben so manches technische Gerät beherbergt, dessen Sinn nicht zu verstehen, nur Experten zugänglich war oder das der reinen Unterhaltung diente. Im Bengalischen wird ein komplexes und nutzloses Objekt, wie es Draft Device darstellt, Abol Tabol genannt. Die eigenwillige Titelwahl lässt ahnen, dass der junge Künstler uns mit einem Augenzwinkern die nur vermeintliche Komplexität und die Nutzlosigkeit von Maschinen, vielleicht gar im übertragenen Sinne die der Kunst vorführen möchte.
Das Ineinandergreifen von Malerei, Collage und Maschinenskulptur kommt nicht von ungefähr. Alle drei Gattungen haben gemeinsam, dass sie Kompositelemente zu einem neuen Ganzen verweben und sich gegenseitig beeinflussen. Dass der junge Künstler ausgewählt wurde, für das neu eröffnete Berliner Waldorf Astoria das repräsentative Gemälde Dell zu fertigen, das nun vom Haupteingang den gegenüberliegenden Stadtraum ‚spiegelt’, zeigt, dass auf frische und unkonven-tionelle Weise durch eigenwillige Farbräume und deren Begrenzungen architektonische Ebenen miteinander ‚verbaut’ werden, die eine neue Sichtweise auf gegenstandslose Malerei generieren und gleichzeitig eine uns fremde Schönheit entstehen lassen.
Marc von der Hocht ist mit seinen Malereien ein junger und souveräner Vertreter der neuen abstrakten Malerei.
Seine Collagen führen einmal mehr vor, dass der Künstler seine Werkmaterialien beherrscht und bildnerisch zu einem dynamischen Ganzen formuliert, selbst wenn die Kompositelemente zum Teil aus Fotos von statischen Architekturen bestehen.
In dem Katalogessay von Mark Gisbourne wird die Malerei Marc von der Hochts ausführlich und komplex untersucht und mit dem Wiedererwachen des Interesses an der Phänomenologie von Maurice Merleau-Ponty in Bezug gesetzt.
Parallel zu der Einzelausstellung ist eine Auswahl von Arbeiten aller Künstlerinnen und Künstler der Galerie im benachbarten Salon Cabinet zu sehen.
Semjon H. N. Semjon, April 2013