»O.T. (e_6.2012/2020)« 2012/2020, 29,7 x 21 x 1 cm, Siebdruck auf Papier, kaschiert auf Alu-Dibond und »O.T. (e_3.2016/2020)« 2016/2020, 42 x 29,7 x 1 cm, bedrucktes Papier auf Alu-Dibond; Foto: Thomas Prochnow
»O.T. (e_1.2012/2020)« und »O.T. (e_3.2012/2020)«, je 2012/2020, 118,9 x 84,1 x 2 cm, Laserprint auf Papier, kaschiert auf Alu-Dibond; Foto: Thomas Prochnow
Ausstellungsansicht (Schaulager) mit Werken aus der edit_WHITE-Serie und Werke von Takayuki Daikoku ; Foto: Thomas Prochnow
Ausstellungsansicht (Schaulager) mit Werken aus der edit_WHITE-Serie und weiterer Werke der Galeriekünstler:innen; Foto: Thomas Prochnow
Thomas Prochnow
edit-2.0
24.10.– 28.11.2020
Der zweiteilige Ausstellungstitel verrät bereits, dass hier zwei künstlerische und thematische Schwerpunkte gesetzt werden, die Thomas Prochnow zeigen wird (edit-2.0/Der Zweite Öffentliche Raum).
(In der Darstellung auf der Galerie-Homepage werden sie wie zwei Ausstellungen behandelt.)
edit-2.0 fasst die beiden Vorgängerausstellungen edit_black (2017) und edit_white (2019) zusammen, bzw. stellt das Exzerpt von beiden vor.
In beiden Ausstellungen hat der Künstler seine edit-Werke vorgestellt, die sich mit Ordnungsprinzipen auseinandersetzen und den Begriff von Normierung hinterfragen. Zum einen gibt es die Ordnung – man könnte auch sagen das Editiermerkmal – Farbe, zum anderen die Ordnung der Normgröße, die DIN-Größe. Beiden Parametern als Grundprinzip folgend schafft sich der Künstler ein Betätigungsfeld, das in seinem Output vielfältig und überraschend ist: Ist in edit_black die Farbe Schwarz das Hauptmerkmal, so komponiert der Künstler aus allen erdenklichen Materialien, seien es Fundstücke (Holz- und Bauplattenreste, beschichtet oder roh) oder Materialien aus dem Baumarkt wie Gitter, Gummimatten und dergleichen, die er wie bei einer Assemblage zu einem Bild zusammensetzt. Unschwer lässt sich ein Einfluss durch die Geschichte der Konstruktiven Kunst der Klassischen Moderne bis zur Nachkriegsmoderne ablesen, der jedoch immer im geschaffenen Werk das Moment der künstlerischen Brechung birgt. Die Größen der Werke sind schematisch in Werkgruppen von DIN A6 bis DIN A1 oder auch DIN A0 eingeteilt.
Die künstlerische Brechung ist der Akt der Individualisierung des zu schaffenden oder auch des geschaffenen Werkes, das erst einmal als eine freie Deklination einer oder mehrerer Normen verstanden werden könnte. Konzentriert Thomas Prochnow sich z. B. auf eine Werkserie, die die DIN-A4-Größe und die Farbe Weiß als Ordnungsprinzip beinhaltet, wird eine Vielfalt von Bildwerken erzeugt, die diverser nicht sein kann. Mal sind es aneinandergereihte und miteinander verklebte Formstücke aus z. B. weißem Kunststoff, mal horizontal, vertikal oder gar diagonal ausgerichtet. Vorgefundene Plastik- oder Holzfundstücke, die die Farbe Weiß als Oberflächenmerkmal besitzen, werden zu geschichteten, in der Anordnung zueinander mal strengen oder auch weniger strengen konstruktiven Ensembles gefügt. Jedes Bildwerk ist hier jedoch auf DIN-A4-Größe geschnitten. So entstehen Reihungen oder Serien, die nebeneinander gehängt ein vitales Spiel von Form, Struktur und Farbe ergeben. Die Verschattungen der reliefartigen Werke, aber auch die Dichte des vorgefundenen weißen Farbauftrages einkalkulierend, sind sie alle jedoch im Höhen- und Breitenmaß identisch.
Verknüpft nun Thomas Prochnow in der aktuellen Ausstellung die Ordnungsprinzipen Farbe (hier weiß und schwarz) mit der DIN-Größe, dann wächst bereits vor dem inneren Auge eine kontrastreiche Inszenierung, die in Größe, Struktur und Form und den Farben Schwarz und Weiß (und ihren jeweiligen Differenztönen) eine abwechslungsreiche Komposition bildet.
Semjon H. N. Semjon, Oktober 2020
Aktuell wird seine Werkgruppe Der Zweite Öffentliche Raum im Magazin CUBE (Online-Version) vorgestellt.