Michael Kutschbach (Solo 2011), Blick in die Ausstellung »hoi polloi« mit Mural, Video und Skulptur; Foto: Michael Kutschbach
Blick 2011 in die Eröffnungsausstellung der Galerie »hoi polloi« von Michael Kutschbach mit Mural, Video und Skulptur und schemenhaft der Künstler; Foto: Kutschbach
Michael Kutschbach »hoi pollo (05)i«, 2011, ca. 26 x 26 x 26 cm, Sockel 115 x 15 x 15 cm, Bronze, weiße Patina, ; Foto: Michael Kutschbach
2022 – benthos borborygmi
Angebot | Offer Michael Kutschbach – benthos borborygmi* 21. Januar – 5. März 2022 Nach zweimaliger pandemiebedingter Verschiebung – Michael Kutschbach lebt seit Jahren wieder in Adelaide/Australien – wird das jüngste Werk des Künstlers in seiner Ausstellung...
2017 – Flovien Ffollies
Michael Kutschbach – flovien Ffollies20.1. – 4.3.2017 Der australische, in Berlin lebende Künstler Michael Kutschbach zeigt in seiner Einzelausstellung bei Semjon Contemporary Kunstwerke seiner 2013 begonnenen Werkgruppe flovien Ffollies. Besucher der Kunstmessen Art...
2013 – mad odor roses
Michael Kutschbachs – mad odor roses Fix und Flux Schwebend, ohne Fundament präsentieren sich die Formballungen der Fotoserie mad odor roses (2013) von Michael Kutschbach. Sie sind Resultate eines geglückten Moments, in dem sich Blickwinkel, Beleuchtung und...
Michael Kutschbach – hoi polloi
2.9. – 1.10.2011
Die Galerie Semjon Contemporary eröffnet am 2. September 2011 mit der Einzelausstellung »hoi polloi« des australischen, in Berlin lebenden Künstlers Michael Kutschbach. Seine die Genres übergreifenden Kunstwerke stellen einen spannenden Anfangspunkt dar und verweisen gleichzeitig auf den Geist und die Ausrichtung der Galerie. Semjon H. N. Semjon stellt die Künstler aus, die er wertschätzt. Ihnen ist ein differenzierter und souverä- ner Umgang mit ihrem Material und Medium gemeinsam. Ihr Werk lässt sich als genuin ei- gen und autark bezeichnen.
Das Kategorisieren und Ordnen ist ein unabdingbarer Impuls des Menschen, durch den er die Welt zu begreifen, zu deuten und zu beherrschen versucht.
Den umgekehrten Weg geht Michael Kutschbach. Er findet Formen in der uns umgebenden Natur und Kultur und verbindet sie miteinander, komponiert etwas Neues, das es so noch nicht gegeben hat. Der Künstler versteht es geschickt, die entlehnten Formen so weit zu reduzieren, sie miteinander zu verbinden und zu verschleifen, dass sie uns gerade noch be- kannt vorkommen, ohne jedoch ihren Ursprung preiszugeben.
Auch Kutschbachs Umgang mit den Kunstgattungen Skulptur/Objekt und Zeichnung ist von dieser Ambivalenz gekennzeichnet: Es lässt sich schwer bestimmen, ob die neu ge- schaffene Form ein Objekt als eine Summe von Additionen ist oder eine aus einem ›Block geschlagene Form‹ (Skulptur). Entsprechend verhält es sich mit seinen Zeichnungen. In un- serer Zeit geschaffen, strahlen sie bei Abstand gesehen die Aura einer perfekten Renais- sancezeichnung aus. Nähert man sich der im handversilberten Rahmen und Passepartout gefassten Zeichnung, wird man der vielen Arbeitsschritte gewahr, die diese kleinformati- gen Werke schufen: Ritzungen und Radierungen, einem Liniengespinst gleich, umspielen die erarbeite Form, erheben sie ins Plastische und suggerieren bereits die sie begleitende, daraus erwachsende Skulptur.
Das Hinzufügen einer weiteren Kunstebene, des Filmes, etabliert Michael Kutschbach als einen mit allem Rüstzeug ausgestatteten Künstler und Protagonisten unserer Zeit. Sein Konzept des inszenierten Miteinanders von Zeichnung, Skulptur, Wandmalerei und beweg- tem Bild erinnert an den selten gelungenen Anspruch der späten Barockzeit, alle Kunst- gattungen zu einem Ganzen, zu einem auratischen Raum zu verweben, in dem das Göttli- che erlebbar werden sollte. Die Handschrift des Künstlers, sichtbar in jedem geschaffenen Detail, kann aber auch als ein strukturelles Denken gelesen werden, das die verschiedenen Kunstgattungen und zitierten Kunsttraditionen zu einem neuen großen Ganzen verwebt.
Der Ausstellungstitel »hoi polloi« (griechisch für ›die vielen‹) ist letztendlich ein Hinweis darauf, dass der Künstler um die Unendlichkeit der möglichen Formenkombinationen weiß und im Umkehrschluss dem einzelnen Werk, der einzelnen Kunstgattung sowie dem histo- rischen Moment die Schönheit der absoluten Individualität und Endlichkeit zugesteht.
Semjon H. N. Semjon
August 2011